Der neunte neonazistische TddZ in Karlsruhe und die Beteiligung von Neonazis aus NRW

Zahlreiche Neonazis aus NRW beteiligten sich am diesjährigen “Tag der deutschen Zukunft” in Karlsruhe. (Foto: Indymedia)

Am 03.06. fand in Karlsruhe der 9. “Tag der deutschen Zukunft” (TddZ) statt.

Der TddZ ist ein Spektrenübergreifender Neonaziaufmarsch mit jährlich wechselndem Austragungsort, der zuletzt federführend vom Umfeld der Partei “Die Rechte” organisiert wird.
Er ist der derzeit größte regelmäßig stattfindende explizite Neonazistische Aufmarsch in Deutschland und erreichte 2016 in Dortmund den bisherigen Teilnehmer*innenhöchststand mit etwa 900 Neonazis.

2017 befand sich der Austragungsort mit Karlsruhe nun erstmals in Süddeutschland. Anmelder war der Karlsruher Manuel Mültin, Versammlungsleiter Christian Worch, beide von der Partei „Die Rechte“. Dieter Riefling aus Niedersachsen unterstützte Worch in seiner Rolle als Versammlungsleiter.
Die Teilnehmer*innenzahlen blieben jedoch deutlich hinter den hohen Zahlen der letzten Jahre zurück. Nur etwa 250-300 Neonazis konnten nach Karlsruhe mobilisiert werden. Es gab keine Sichtbare Beteiligung von ostdeutschen Neonazistrukturen.
Gründe hierfür sind einerseits die Unattraktivität und Abgelegenheit Karlsruhes und andererseits die internen Demoauflagen: Blockbildung, Vermummung und andere Fahnen als die Schwarz-Weiß-Roten Fahnen wurden von der Demoleitung verboten.
Dies dürfte sich vor allem an die Mitglieder des AKK (antikapitalistisches Kollektiv) gerichtet haben, die im Stile der Autonomen Nationalisten als BlackBlock in den letzten Jahren auf einigen Demos unberechenbar auf Polizei und Gegendemonstrant*innen losgegangen waren und somit dem Anspruch einer geordneten Demo der neonazistischen Parteien entgegen stehen.
Neben dem AKK blieb der Demo auch der Dritte Weg komplett fern. Dieser ist zwar eher in Süddeutschland verankert, kann jedoch als Konkurrenzpartei zu “Die Rechte” gesehen werden und es überrascht deshalb wenig, dass sie die Demo nicht unterstützten.
Die Demoteilnehmer*innen bildeten somit hauptsächlich Kameradschaften und Mitglieder der Parteien Die Rechte und NPD aus Süddeutschland, Niedersachen und NRW.
Am auffälligsten aus NRW war die Beteiligung der Dortmunder Strukturen, die mit etwa 30-40 Personen anreisten und (fast) einheitlich die T-Shirts des letztjährigen TddZ in Dortmund trugen.

Auch die Gruppe Syndikat 52 aus Aachen trat mit etwa 10 Aktivist*innen in einheitlichen T-Shirts auf. Desweiteren können die Neonazis um Jan Fartas und Paul Breuer aus Köln erwähnt werden.

Mitglieder des Syndikats 52 in einheitlichen Shirts. (Foto: Recherche Nord)

Matthias Drewer aus Dortmund und Björn Rimmert aus Hamm betätigten sich außerdem als Fotografen. Beide beschäftigen sich auch bei Veranstaltungen in NRW immer wieder mit AntiAntifa-Arbeit.

Auch der Landesvorsitzende der Partei “Die Rechte” Sascha Krolzig aus Bielefeld beteiligte sich am Aufmarsch. Er trat schon zuvor bei Mobilisierungskundgebungen als Redner auf. Während der Demonstration wurde auch Werbung für sein neues Zeitungsprojekt “NS Heute” gemacht.

Während der Demo wurde auch Werbung für die Zeitschrift “N.S. Heute” des Bielefelders Sascha Krolzig gemacht. (Foto: Presseservice Rathenow)

Neben der Partei Die Rechte nahm auch die NPD aus NRW an der Demonstration teil. Anwesend war unter anderem der Landesvorsitzende Claus Cremer.

An der verhältnismäßig großen Beteiligung der Strukturen aus NRW lässt sich auch ihre Wichtigkeit für die westdeutsche Neonaziszene ablesen. So machten sie trotz der relativ weiten Anreise etwa ein Drittel der Demo aus.

Der zehnte TddZ soll im niedersächsischen Goslar stattfinden. Auch wenn der Aufmarsch dieses Jahr erfreulicherweise relativ klein blieb, muss für das zehnjährige Jubiläum im deutlich besser gelegenen Niedersachsen mit einem sehr viel höheren Mobilisierungspotential gerechnet werden.  Es wird sich zeigen ob sich die Spaltungen und Streitereien innerhalb der rechten Szene fortsetzen.

Kurz erwähnt werden muss außerdem noch der mal wieder völlig überzogene Polizeieinsatz. Über 3000 Beamte mit Pferden, Hunden und Wasserwerfern
ermöglichten den wenigen Neonazis ihre Demonstration. Sie schränkten dabei die Pressefreiheit massiv ein, indem nur 20 Journalist*innen den Aufmarsch dokumentieren durften.

Außerdem verletzte die Polizei mindestens 100 Gegendemonstranten, zum Teil so schwer, dass diese durch den Rettungsdienst behandelt werden mussten. Auch auf diese Polizeigewalt muss sich der Gegenprotest im nächsten Jahr wohl erneut einstellen und eine Antwort dazu finden.

Vielen Dank an alle Menschen die sich trotz Repression und Einschränkungen nicht von ihrer wichtigen antifaschistischen Arbeit haben abhalten lassen!